Gegen Rindertransporte Tierschützer planen erneut Großdemo in Aurich

Marion Luppen
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Von Marion Luppen
| 28.03.2024 09:09 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
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Rund 200 Menschen demonstrierten im April 2023 in der Auricher Innenstadt gegen Tiertransporte. Fotos: Archiv/Luppen
Rund 200 Menschen demonstrierten im April 2023 in der Auricher Innenstadt gegen Tiertransporte. Fotos: Archiv/Luppen
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Zum dritten Mal planen Tierschützer in Aurich eine Großdemo gegen Rindertransporte. Sie wollen Landwirte aufklären und Verbraucher wachrütteln.

Aurich - Es ist die dritte Auflage. Man kann also fast schon von einer Tradition sprechen: Am Sonnabend, 11. Mai 2024, gehen in Aurich Tierschützer auf die Straße, um gegen Rindertransporte zu demonstrieren. Aurich gilt als Drehscheibe für Transporte lebender Tiere in sogenannte Risikoländer außerhalb Europas. Tierschützer sind überzeugt, dass Zuchtrinder in Ländern wie Marokko oder Ägypten früher oder später ohne Betäubung geschlachtet werden. Unterwegs drohten ihnen große Qualen, heißt es.

Die niedersächsische Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte (Grüne) hatte im November 2023 per Erlass die Veterinärämter aufgefordert, Transporte in 17 Staaten in Afrika und Asien zu untersagen. Das Transportverbot hielt vor Gericht nicht stand. Per Eilantrag setzte ein Unternehmer aus dem Emsland den Transport von 105 trächtigen Rindern nach Marokko durch. Der Landkreis Aurich hat allerdings in den vergangenen Monaten keine Rindertransporte in Drittländer abgefertigt, wie Pressesprecher Rainer Müller-Gummels auf Anfrage mitteilte.

Schlupflöcher für Exporteure

Tierschützer trauen dem Braten nicht. Die Bemühungen zur Verbesserung der Situation liefen ins Leere, heißt es im Demo-Aufruf der Vereinigung „Ostfriesen gegen Tierleid“. In der Tat lässt sich das Exportverbot in Risikoländer leicht umgehen. Die Exporteure müssen nur den Umweg über andere EU-Staaten wählen. Wenn beispielsweise von Aurich aus ein Transport nach Belgien geht und die Tiere dort mindestens 48 Stunden untergebracht werden, gilt der Transport als beendet. Alles Weitere haben die niedersächsischen Behörden nicht mehr in der Hand, wie das Agrarministerium im vergangenen Dezember auf Anfrage der Redaktion bestätigte.

Für den 11. Mai planen die „Ostfriesen gegen Tierleid“ mit dem Tierrechtsaktivisten Peter Hübner aus Syke („Metzger gegen Tiermord“) sowie dem Wiesmoorer Ratsherrn Diedrich Kleen (Tierschutzpartei) erneut eine Großdemo in Aurich. Das Motto lautet „Tierexporte sofort stoppen!“. „Solange es diese unseligen Tiertransporte gibt, werden wir weiter auf die Straße gehen“, sagt Kleen. Auch vielen Landwirten, die ihre Rinder an Exporteure verkauften, sei nicht klar, was mit den Tieren passiert. „Oder sie wollen es nicht wissen“, fügt Kleen hinzu. Jedenfalls wolle man alle Menschen darüber aufklären, welches Leid mit den Rindertransporten verbunden sei. Die Tierschützer wenden sich auch direkt an die Verbraucher: Wer Milchprodukte kaufe, trage zum Tierleid bei, behaupten sie.

Kundgebung beim Rathaus

Die Demonstranten treffen sich um 11 Uhr bei der Sparkassen-Arena. Nach einigen Redebeiträgen setzt sich der Demonstrationszug gegen 11.45 Uhr in Richtung Rathaus in Bewegung. Die genaue Route müsse noch mit der Stadtverwaltung und der Polizei abgestimmt werden, sagt Mitorganisator Manfred Hagemann aus Emden. Unterwegs seien einige Zwischenstopps für das Verlesen literarischer Texte geplant, darunter eine Passage aus „Farm der Tiere“ von George Orwell. Die Schlusskundgebung finde auf dem Bürgermeister-Hippen-Platz beim Rathaus statt.

Auf der Rednerliste stehen Dieter Ruhnke, Vorsitzender des Landestierschutzverbandes Niedersachsen, Ina Müller-Arnke von der Tierschutzorganisation „Vier Pfoten“, Dr. Kirsten Tönnies von den „Tierärzten für verantwortbare Landwirtschaft“ sowie die Mitorganisatoren Diedrich Kleen und Peter Hübner. Von Letzterem werden die Besucher gegen Spende mit veganen Gerichten verköstigt, wie Hagemann weiter mitteilt.

200 bis 300 Teilnehmer erwartet

Noch nicht geklärt sei, ob man für den Nachmittag zu einer Mahnwache vor dem Gelände des Vereins Ostfriesischer Stammviehzüchter (VOST) an der B 72 in Aurich-Schirum aufrufe, so Hagemann. Im dortigen Viehvermarktungszentrum werden Rinder auf den Transport vorbereitet.

Mit handgemalten Plakaten machten die Demonstranten auf ihr Anliegen aufmerksam.
Mit handgemalten Plakaten machten die Demonstranten auf ihr Anliegen aufmerksam.

Die erste Großdemonstration dieser Art hatte es in Aurich am 9. April 2022 gegeben. Unter dem Motto „Schluss mit Tiertransporten“ waren rund 350 Menschen auf die Straße gegangen. Bei der zweiten Auflage, am 29. April 2023, hatten rund 200 Menschen einen sofortigen Stopp von Tiertransporten gefordert. Diesmal rechnen die Organisatoren mit 200 bis 300 Teilnehmern.

Zuchtverband weist Kritik zurück

Der VOST hält die Kritik der Tierschützer für ungerechtfertigt. Dr. Cord-Hinnerk Thies ist Geschäftsführer der Zucht- und Absatzgenossenschaft mit Sitz in Leer, der rund 1400 familiengeführte Betriebe angehören. Die Branche selbst habe sich hohe Standards für den Transport und dessen lückenlose Dokumentation auferlegt, betont Thies immer wieder. Sie habe ein eigenes Interesse daran, dass Tiere gesund und wohlbehalten am Ziel ankommen.

Auch der Landkreis Aurich sieht sich zu Unrecht an den Pranger gestellt. Landrat Olaf Meinen (parteilos) hatte die Kritik wiederholt zurückgewiesen. Der Landkreis sei gesetzlich verpflichtet, Tiertransporte zu genehmigen, sofern alle tierschutzrechtlichen Voraussetzungen erfüllt seien.

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